Tanz-ABC - humorvoll betrachtet

 

 

Abstand:

Der zwischen den Tanzpartnern eingeklemmte Raum ergibt sich aus einem Kräftespiel zwischen der Anziehungskraft des Herrn und der Fliehkraft der Dame (seltener umgekehrt). Mit dem Abstand verringert sich gewöhnlich auch der Anstand und nicht selten endet das Ganze im Ehestand.

 

 

Animation:

Die Kunst des Tanzlehrers, aus ein paar verklemmten, steifbeinigen, verängstigt herumstaksenden Tanzschülern einen fröhlichen hopsenden Haufen zu machen.

 

 

Auffordern:

Die Aufforderung zum Tanz ist nicht nur eine Komposition von Carl Maria von Weber, sondern auch ein heikler Akt. Bereits auf dem Weg über die Tanzfläche müssen alle Konkurrenten, die auf die gleiche Dame zusteuern, unauffällig außer Gefecht gesetzt werden (z.B. durch einen versteckten bodycheck). Wie man sich der Dame nähert, ist eine Frage des Naturells: der eine geht im Sturmangriff vor, der andere nutzt, indem er sich aus dem Hinterhalt anpirscht, den Überraschungseffekt. Beide Methoden haben ihre Vorteile. Auf keinen Fall sollte der Herr sich so tief verbeugen, dass die Dame die kahle Stelle an seinem Hinterkopf sofort bemerkt. Höfliche Floskeln wie "Darf ich um diesen Walzer bitten?" sind hoffnungslos veraltet. Sprechen Sie lieber offen aus was Sie bewegt: "Du machst mich total an" oder "Alte: Kommst du mit zu mir? Oder wollen wir erst einen abhotten?"

 

 

Bar:

Rettungsinsel der Nichttänzer. Hier klammert sich an seinen Drink, wer nicht den Mut aufbringt, sich an eine Dame zu klammern.
Doch ob Rum oder Rumba, irgendwann geht jeder unter.

 

 

Benimmregeln:

Leitlinien für gutes Benehmen, die früher in den Tanzschulen beigebracht wurden. Heutzutage sind Benimmregeln überflüssig, denn wir sind jetzt ja alle irgendwie eine große Familie, und da muss man total spontan sein können, sonst wird das ja wohl Krampf- echt... und überhaupt. Also, Benimmregeln sind genau so'n Quatsch wie Regeln für Sprache und so, klar?

 

 

Blues:

Der Schmusetanz schlechthin (alte Tanzweisheit: Der Busen in der Bluse schwillt, wenn es beim Blues zu schmusen gilt). Das Paar, das sich bei Blues nicht näher kommt, sollte dringend eine Partnerschaftsberatung aufsuchen.

 

 

Cha-Cha-Cha:

Kommt aus Kuba, genauso wie die Havanna-Zigarren und der Rum, und geht qenauso ins Blut.

 

 

Dame:

Es ist wie beim Schachspielen:
Auf dem Schachbrett sind die Damen die alles beherrschenden und mit Abstand wertvollsten Figuren. Auf dem Parkett auch. Auf dem Schachbrett gilt: nur ein Trottel lässt sich eine Dame abnehmen. Auf dem Parkett auch. Auf dem Schachbrett gelingt es nur selten, einen Bauern in eine Dame umzuwandeln. Auf dem Parkett auch.

 

 

Disco Fieber:

Das Disco Fieber (auch Teenagermalaria) ist eine anfallartige Krankheit, die epidemisch an Wochenenden ausbricht. Das Disco Virus (musica discothecensis) ist nachtaktiv und befällt vor allem junge Leute. Der Krankheitsverlauf: Rhythmische Zuckungen des ganzen Körpers führen im Laufe einer einzigen Nacht zur völligen Entkräftung. Weitere Symptome: Schweißausbrüche, Blasen an den Füßen, euphorische Zustände.Die Bemühungen, die Brutstätten dieser Krankheit auszuräuchern, sind bis jetzt vergeblich geblieben. Je verräucherter die Disco, desto wohler scheint sich das Virus zu fühlen.

 

 

Eifersucht:

Gefühl, das einen überkommt, wenn man sieht, wie die Ehefrau oder Freundin mit einem anderen tanzt. Besonders, wenn der andere besser tanzt als man selbst. Und wenn die Ehefrau oder Freundin (das treulose Stück!) sich offensichtlich gut amüsiert. Und wenn der Kerl (dieser ölige Widerling!) sie enger an sich zieht, um ihr etwas ins Ohr zu flüstern (was nur? Ein Kompliment?? oder gar ...???). -Spätestens jetzt sollte man aufs Parkett eilen, die Tanzenden auseinanderzerren und den Nebenbuhler zum Duell fordern.

 

 

Ellenbogen:

Allroundwaffe auf der Tanzfläche; dazu wird der Ellenbogen spitz angewinkelt und möglichst weit herausgestreckt; ein stählerner Rammsporn auf dem Musikknochen verstärkt den Effekt.

 

 

Fliege:

Propellerförmiges Textilinsekt; gegen Schädlingsbekämpfungsmittel immun. Die Fliege sitzt gewöhnlich, von einem Gummizug gehalten, auf dem männlichen Adamsapfel. Erfahrene Frauen schätzen die Fliege als Notbremse. Tanzt der Partner zu wild, genügt ein kurzer Griff an seinen Hals: einmal kräftig ziehen und fliegen lassen.

 

 

Führen:

Die vornehmste Aufgabe des Herrn: den Damen zu zeigen, wo's langgeht. Hier entfaltet der Herr seine Feldherrenqualitäten: Überblick, Phantasie, Entschlusskraft und Durchsetzungsvermögen. Wenn er's richtig macht, wird jede Dame Wachs in seinen Händen. (Merke: Gut geführt ist halb' verführt.)

 

 

Füße:

Plumpe, in je fünf Zehen ausfransende Fortsätze am unteren Ende der Beine. Auf den Füßen steht und geht der normale Mensch. Der Tänzer benutzt die Füße darüber hinaus zum Bouncen, Kicken, Drehen, Pointen, Tappen, usw.

 

 

Geistertänzer:

Tänzer, die sich entgegen der Tanzrichtung bewegen. Eine solche Regelübertretung wird mit Rempeln nicht unter drei blauen Flecken bestraft.

 

 

Grapschen:

Der gute Tänzer achtet auch auf seine Hände. Wer seine Partnerin mit gespreizten Fingern begrapscht, verrät damit mangelndes Stilgefühl. Die Dame ist kein Basketball (auch wenn sie möglicherweise so aussieht).

 

 

Handkuss:

Höfliche Form des Bakterienaustausches; Mitgiftjäger können beim Handkuss überprüfen, ob die Brilliantringe der Dame echt sind, d.h. ob es sich überhaupt lohnt, ihr den Hof zu machen.

 

 

Herr:

Diener der Dame

 

 

Isolation:

Besonders beim Jazztanz, vom Restkörper unabhängige Bewegung eines Körperteil, z.B. das Wackeln mit den Ohren.

 

 

Jive:

Gezähmter Boogie, den man als Singel Time, als Double Time oder als schnellen Triple Time tanzen kann. Den Grundschritt lernt man am besten, während man vor einer besetzten Toilette wartet. Man beginnt beim langsamen Single Time und steigert sich dann ganz von selbst.

 

 

Kavalier:

Vom Aussterben bedrohte Spezies der Gattung Mensch. Der fehlende Nachwuchs an Kavalieren ist nicht so sehr auf Umwelteinflüsse zurückzuführen als vielmehr auf das zu umständliche Balzverhalten des Kavaliers. Bis er zur Sache kommt, ist seine Dame meist schon in den Wechseljahren.

 

 

Knicks:

Einseitige Kniebeuge; das weibliche Gegenstück zur männlichen Verbeugung. Der Knicks heißt so, weil es dabei im Knie knackst.

 

 

Krawatte:

Zivilisationsstrick, an dem der tanzunwillige Mann auf's Parkett geschleift werden kann; bei Junggesellen hat die Krawatte noch eine weitere wichtige Funktion: sie verdeckt die fehlenden Hemdknöpfe.

 

 

Licht:

Der gemeine Tänzer (homo saltans communis) ist ein scheues Wild. Er meidet das Tageslicht und wird erst gegen Abend aktiv. Nur im beruhigenden Halbdunkel schummrig beleuchteter Nachtclubs und Discohöhlen wagt er es, aus sich heraus und auf Brautschau zu gehen. Männchen und Weibchen versuchen, durch starke optische Reize (Prachtkleider, beim Weibchen auch signalhafte Verfärbungen im Gesicht) und Sexuallockstoffe (z.B. von Chanel oder Lagerfeld) auf sich aufmerksam zu machen. Hat sich ein Paar gefunden, wird das Licht gänzlich überflüssig. Beim Tanzen schließen beide die Augen und schweben ins Land der Träume.

 

 

Mauerblümchen:

Die Ladenhüterinnen auf dem Jahrmarkt der Eitelkeiten. Meist sind es Mädchen, deren Qualitäten tief in ihrem Inneren verborgen liegen. So tief, dass man sich fragt, ob sich eine Probebohrung überhaupt lohnt.

 

 

Minirock:

1) kurzer Rock'n 'Roll Titel (speziell für kurzatmige Tänzer geeignet).
2) Breiter Stoff- oder Ledergürtel, der auf der Hüfte getragen wird.

 

 

Mitzählen:

Das leise Mitzählen der Tanzschritte (eins-zwei-drei, eins-zwei-drei, eins-zwei-drei, ...usw.) ist eine schlimme Unsitte, durch die sich der Anfänger verrät. Wer mitzählt, wirkt nicht nur etwas schwachsinnig, sondern verhält sich auch grob unhöflich gegenüber seiner Partnerin, die schließlich Anspruch auf geistreiche Konversation hat. Der erfahrene Tänzer parliert zwanglos und unterhaltsam, ohne aus dem Takt zu geraden, (Wirk-lich-ein, wund-der-schö, ner-A-bend, fin-den-Sie, nicht-auch-Ach, ich-lie-be, es-Wal-zer, zu-tan-zen ...usw.).

 

 

Nase:

Bei der Dame Körperteil, der im Laufe des Ballabends regelmäßig gepudert werden muss. Die männliche Nase hat keinerlei Funktion, es sei denn, daß der Herr sich auf seinen Riecher, was er zu welcher Musik tanzen will, verlassen muß, wenn er entscheidet, was er zu welcher Musik tanzen will.

 

 

Platte:

1) Fliegenlandeplatz auf dem männlichen Kopf.
2) Schwarze, in der Mitte gelochte Scheibe, in deren Rillen Musik gespeichert ist. Als Frisbee-Ersatz ideales Spielzeug für Kinder im Vorschulalter. Früher wurde nach Platten getanzt. Der Hifi-Freak von heute findet Platten beknackt und schwört auf den lupenreinen Klang der CD.

 

 

Platz:

1) Auf der Tanzfläche nicht vorhanden. Der Kämpfer stürzt sich mitten ins Getümmel, erobert durch Fußtritte und Ellenbogenchecks einen Quadratmeter, den er dann mit Klauen und Zähnen für sich und seine Partnerin verteidigt -solange, bis ein Stärkerer kommt. Der Ängstliche verliert in der Brandung der wirbelnden Leiber zuerst die Nerven, dann die Partnerin, zuletzt auch noch seine Kontaktlinsen und wird irgendwann als menschliches Wrack an den Rand der Tanzfläche gespült. Der Clevere macht aus der Not eine Tugend, geht mit seiner Partnerin in den Clinch und tanzt den Ölsardinenblues.
2) Aufforderung an einen Hund, zu explodieren.

 

 

Professional:

Ein Mensch, der seine Brötchen mit Tanzen verdient.
Die Behauptung, dass bei der Schöpfung des Sprichwortes "Was man nicht im Kopf hat, muss man in den Beinen haben" ein Profitänzer Pate gestanden haben soll, ist eine bösartige Unterstellung, wahrscheinlich von einem neidischen Tanzmuffel verbreitet.

 

 

Raumaufteilung:

Beim Tanzen die Kunst, immer gerade dort zu sein, wo die anderen nicht sind.

 

 

Reißverschluß:

Verschluß, der immer dann klemmt, wenn man es besonders eilig hat -gleichgültig, ob er sich nun vorn an einer Hose befindet oder hinten an einem Kleid. Der Reißverschluß auf dem Rücken der Dame ist eine wichtige Orientierungslinie für den Tänzer. Bis hierhin darf er die Fingerspitzen seiner rechten Hand beim Führen vorschieben -alles, was darüber hinausginge wäre bereits eine Umarmung.

 

 

Schlitz
(im Kleid):

Ursprünglich eine Vorrichtung, die der Dame (z.B. beim Tango) größere Schritte erlauben sollte. Darüber hinaus macht der Schlitz deutlich, daß das weibliche Bein nicht am Rocksaum endet.

 

 

Schmuck:

Der schönste Schmuck einer Frau ist ihre Tugend. Die wichtigste Tugend des Mannes äußert sich in dem Schmuck, den er verschenkt. Galabälle sind eine immer willkommene Gelegenheit, die allseitige Tugendhaftigkeit zu demonstrieren.

 

 

Schritt:

1) Grundelement des Tanzens. Der Schritt entsteht dadurch, dass man einen Fuß vor, hinter oder neben den anderen setzt. Was dem Laien so kinderleicht erscheint, ist in Wirklichkeit eine Kunst. Der einfache Vorwärtsschritt z.B. gliedert sich -nach den Ausbildungsrichtlinien des ÖTSC- in sechs verschiedene Bewegungsphasen:
 a) Ausgangsstellung: Der Körper steht in aufrechter Position. Das Gewicht ruht auf einem Fuß (Standbein), der andere Fuß (Schreitbein) ist unbelastet geschlossen.
 b) Bewegungsbeginn: Verlagern des Schwerpunktes über den Standbeinfußballen hinaus und gleichzeitiges kontrolliertes Abdrücken des Körpers durch das Standbeinfußgelenk.
 c) Bewegungsfortsetzung: Vorwärtsschwingen des Schreitbeins aus der Hüfte mit gelockertem Knie. Die Standbeinferse löst sich vom Boden. Vorwärtsschwingen des Unterschenkels, Knie strecken, nicht durchdrücken, gleichzeitige Fortsetzung der Vorwärtsbewegung des Körpers.
 d) Bewegungsmitte (größte Schrittausdehnung): Aufsetzen des Schreitbeinfußes auf der Ferse, Gewicht verteilt zwischen Ferse des vorderen und Ballen des hinteren Fußes, Knie gestreckt.
 e) Bewegungsfortsetzung: Allmähliches vollständiges Übertragen des Gewichts auf den vorderen Fuß, Absenken auf den flachen Fuß, Lockern des Standbeinknies.
2) Schritt nennt man auch die Stelle, wo die Hosennaht beim Kasatschok zu platzen pflegt.

 

 

Takt:

Sollte die Dame zeigen, wenn der Herr aus demselben gerät und umgekehrt.

 

 

Tanzbein:

Körperteil der praktisch nur zum Schwingen taugt.

 

 

Tanzen:

(ist) die Kunst eines Paares, sich auf kleinstem Raum so frei wie irgendwie möglich zu bewegen, ohne sich und anderen dabei auf die Füße zu treten.

 

 

Tanzkleidung,
(männlich):

Der Anzug (bzw. Smoking oder Frack) des Herrn ist phantasievoll wie ein Ziegelstein, bequem wie eine Ritterrüstung und luftig wie eine Saunakabine. Aber er ist -anders als das Tanzkleid der Dame- wiederverwendbar und daher umweltfreundlich.

 

 

Tanzkleidung,
(weiblich):

Das Kleid der Dame sollte federleicht, einmalig schön und sündhaft teuer sein:
- federleicht aus Bequemlichkeitsgründen;
- einmalig schön, damit die Freundinnen vor Neid zerplatzen;
- und sündhaft teuer, weil man sonst im Second-Hand-Shop nichts mehr dafür bekommt.

 

 

Tanzlehrer:

In der Regel jemand, der sein Hobby zum Beruf gemacht hat. Doch nicht jedes Steckenpferd taugt auch als Ackergaul.

 

 

Tanzrichtung:

In einem Tanzsaal wird normalerweise gegen den Uhrzeigersinn getanzt. In jüngster Zeit scheinen sich allerdings immer mehr Leute nach ihren Digitaluhren zu richten.

 

 

Waden:

Bevorzugtes Jagdrevier des Muskelkaters (besonders nach der ersten Stunde im Samba Kurs).

 

 

Zentrifugalkraft:

Kraft, die das Tanzpaar mitten in der schönsten Walzerdrehung auseinanderreißt. Die Dame verläßt daraufhin die Tanzfläche im freien Flug und vollführt eine Bruchlandung zwischen den Tischen.


Geschlechtsneutrale Formulierung
Bei einigen Texten haben wir aus Gründen der Lesbarkeit auf eine geschlechtsneutrale Formulierung verzichtet. Es sind jedoch immer beide Geschlechter im Sinne der Gleichbehandlung angesprochen.